Obwohl der Blog, den du genannt hast, den Begriff stark auf Reduktion und Sinnbildung bezieht, gibt es in anderen Disziplinen und Denkansätzen abweichende oder ergänzende Deutungen von „Exformation“.
Hier sind die wichtigsten:
1. Tor Nørretranders (Kognitions- und Kommunikationstheorie)
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Ursprung: Der dänische Physiker und Wissenschaftsautor Tor Nørretranders prägte den Begriff in seinem Buch The User Illusion (1991, dt. Spüre die Welt).
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Kernidee:
Kommunikation funktioniert nicht nur über das Gesagte (Information), sondern vor allem über das, was unausgesprochen bleibt, aber als gemeinsamer Kontext vorausgesetzt wird.
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Beispiel: Wenn zwei Menschen dieselbe Sprache und Kultur teilen, können sie vieles unausgesprochen lassen – das ist Exformation.
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Fokus liegt hier auf gemeinsames Vorwissen und Bedeutungshintergrund.
2. Psychologie & Kognition
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Manche Autoren verwenden Exformation für die mentale Verdichtung: Unser Gehirn nimmt riesige Mengen an Sinneseindrücken auf, sortiert sie aber sofort, wirft Unnötiges weg und behält einen verarbeiteten, sinnvollen Rest.
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Hier wird Exformation oft als „das, was übrigbleibt, nachdem irrelevante Details verworfen wurden“ verstanden – sehr nah an dem Blog.
3. Informationstheorie & Wissensmanagement
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In technischen Kontexten wird Exformation manchmal als das bewusst entfernte oder ausgeblendete Wissen beschrieben, das aber für das Verständnis von Botschaften entscheidend ist.
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Beispiel: Ein Architekt schickt seinem Team nur einen Bauplan ohne alle Annahmen, weil er weiß, dass sie den Kontext kennen. Die weggelassene Information ist Exformation.
4. Kybernetik & Systemtheorie
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Hier wird Exformation gelegentlich als „Information, die durch Selektion verloren geht“ bezeichnet – ein unvermeidlicher Teil jeder Informationsübertragung.
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Systeme müssen filtern, sonst kollabieren sie in Komplexität. Exformation ist also die „notwendige Entlastung“.
5. Kunst & Design
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In künstlerischen Theorien (wie im Blog) wird Exformation als gestalterische Reduktion verstanden: Weglassen schafft Bedeutung, Leere erzeugt Fokus.
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Minimalistische Fotografie, Übermalungen, Collagen oder konzeptuelle Kunst nutzen diesen Gedanken.
6. Sprachwissenschaft & Rhetorik
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Hier wird Exformation oft mit Implikaturen verglichen: Sprecher lassen bewusst Dinge weg, die der Hörer erschließen kann.
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Beispiel: „Es ist kalt hier.“ → Exformation: Ich möchte, dass du das Fenster schließt (wird nicht gesagt, aber verstanden).
7. Philosophie & Erkenntnistheorie
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Manche Philosophen sehen Exformation als Bedingung für Bewusstsein: Nur indem wir permanent aus unzähligen Reizen auswählen, entsteht eine „verstehbare Welt“.
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Ohne Exformation wären wir in einem chaotischen Strom von Eindrücken gefangen.
🔑 Überblick
Sichtweise | Schwerpunkt |
---|---|
Nørretranders | Gemeinsames Vorwissen / Unausgesprochenes |
Psychologie | Mentales Filtern & Sinnbildung |
Informationstheorie | Selektives Weglassen in Kommunikation |
Systemtheorie | Komplexitätsreduktion |
Kunst/Design | Gestalterisches Weglassen |
Sprachwissenschaft | Implikaturen & Kontextverständnis |
Philosophie | Weltverstehen durch Ausblenden |
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Du:
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Kurz und vortragstauglich:
Der Begriff Exformation beschreibt den Teil von Information, der nicht explizit übermittelt wird, aber für das Verstehen entscheidend ist. Je nach Fachrichtung wird er etwas anders akzentuiert: In der Kommunikationstheorie (Tor Nørretranders) meint Exformation das gemeinsam vorausgesetzte Vorwissen, das Gespräche erst effizient macht. In Psychologie und Systemtheorie bezeichnet es die notwendige Reduktion von Reiz- und Datenfluten, um Sinn zu bilden. In Sprachwissenschaft und Rhetorik ist es das Unausgesprochene, das der Hörer ergänzt. Kunst und Design nutzen Exformation bewusst als Gestaltungsprinzip des Weglassens, um Bedeutung und Fokus zu schaffen. Allen Ansätzen gemeinsam ist: Exformation ist das, was wir weglassen, verdichten oder stillschweigend teilen, damit aus reiner Information verstehbare Botschaften und Erfahrungen werden.
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